Utopia Magazin No. 26 by Autoren div

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Autor:Autoren, div. [Autoren, div.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


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Seit dieser drastischen Niederlage konnten sich an der Wahl der Miß Universum also nur menschliche Wesen beteiligen.

Natürlich gab es auf der Erde mehr Menschen als sonstwo. Von den fünfzig Kandidatinnen auf den Titel der Miß Universum stammten allein dreißig von der Erde, und die meisten hatte May schon bei irgendeinem anderen Wettbewerb geschlagen. Die übrigen Mädchen kamen von den kolonisierten Welten.

Miß Mars sah aus wie ein Kohlenschipper, Miß Venus wie ein Seebär und Miß Ganymed wie eine Schneeschippe. Es ließ sich nicht verheimlichen; Schönheitsköniginnen wandern eben nicht in die Koloniewelten aus. Sie blieben in der Gegend zwischen Paris und New York und halten sich jedem Planeten fern, um 75

ihre Samtpfötchen nicht mit harter Arbeit zu verderben.

Wenn auf dem Mars ein Mädchen nicht seine Arbeitsnorm erfüllt und dafür keine gute Entschuldigung findet, wird sie er-schossen. Für Müßiggänger ist dort kein Platz, eine solche Gegend ist auch wenig dazu geeignet, Luxusartikel wie Schönheitsköniginnen hervorzubringen.

Kurz und gut, die anderen Anwärterinnen auf den Titel der Miß Universum schalteten von vornherein aus. May Loreen war eine Sensation. Sie war so überlegen, daß ich in der ganzen westlichen Hemisphäre nicht einen Buchmacher auftreiben konnte, der noch Wetten auf sie annahm. Bei einer so überlege-nen Siegerin springt nicht viel heraus.

Ich brauche mich nicht in Einzelheiten über den Wahlvorgang zu verlieren. Es war einfach überwältigend. May Loreen faszi-nierte die Richter von Anfang an. Den Gesichtern der anderen Mädchen war anzusehen, daß sie sich nicht viel erhofften. Einige von ihnen gaben sich nicht einmal die Mühe, sich ordentlich gerade zu halten, während sie über den Laufsteg schritten.

Nachdem das Ergebnis bekannt war, rief ich noch am selben Abend Ted de Vera an. Die Wahl wurde im ›Lunar-Klub‹ abgehalten, und de Vera befand sich in Chicago. Der Anruf kostete mich also eine hübsche runde Summe, aber was bedeuteten damals schon hundert Dollar für mich! Eine Kleinigkeit war das –

damals.

»Wir haben es geschafft, Ted!« sprudelte ich hervor. »May ist Siegerin!«

»Hast du etwas anderes erwartet?«

»Natürlich nicht. Aber stell’ dir doch vor, Ted: Deine Entdek-kung wurde zur vollkommensten Schönheit aller Zeiten erklärt!«

»Ich hatte schon immer ein gutes Auge«, erklärte de Vera bescheiden. »Freue mich schon auf den Scheck.«

Es lohnte sich, daß ich Anstands-Wauwau gespielt hatte. May, reiste am Ende dieser Woche zur Erde zurück, und ihre Tugend 76

blieb unangetastet.

Das Geld floß uns in Strömen zu. Wenn ich alle Angebote zum Malen und Fotografieren angenommen hätte, dann hätte sich May täglich sechsunddreißig Stunden lang in Positur werfen können, und das etwa für die kommenden drei Jahrhunderte. Ich stellte zehn Mann ein, die die Post erledigen mußten. Videoleute überschlugen sich fast vor Eifer, um kurze Interviews mit May Loreen zu halten. Sie boten fünfhundert pro Minute. Die Burschen vom dreidimensionalen Fernsehen bettelten um ihre Unterschrift für einen Siebenjahresvertrag. Ich ließ mich sehr nötigen und schröpfte die Knaben, wo ich nur konnte. May Loreen sollte für mich etwas wie eine Lebensversicherung werden, und ich verkaufte sie so teuer wie möglich.

Und zu diesem Zeitpunkt machte ich den entscheidenden Fehler. Wenn ich ein besserer Grieche gewesen wäre, hätte ich es ahnen können, aber Nick Seferiades hatte dieses Mal nicht den richtigen Riecher.



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